In einer Zeit, in der über 90 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren und nahezu jeder Jugendliche unter 30 Jahren das Internet nutzt, ist die zentrale gesellschaftliche Herausforderung der Digitalisierung nicht mehr, die Nutzung digitaler Medien zu ermöglichen. Entscheidend ist vielmehr die Frage: Wie gelingt es Nutzern, digitale Medien auf konstruktive Weise einzusetzen, und destruktive Nutzungsformen zu vermeiden?
„Digitale Partizipation“ beschreibt die aktive Nutzung digitaler Medien zur bewussten Verfolgung persönlicher und gemeinsamer Ziele. Sie ist die zentrale Voraussetzung für den konstruktiven Einsatz digitaler Medien.
Nur auf Grundlage digitaler Partizipation wird eine aktive und selbstbestimmte Teilhabe an den vielfältigen Chancen der Digitalisierung möglich. Durch digitale Partizipation wird eine drohende „digitale Spaltung“ der Gesellschaft vermindert. Erst durch digitale Partizipation werden Individuen von Getriebenen zu Gestaltern der Digitalisierung.
Das Center for Digital Participation befasst sich vor allem mit drei Dimensionen der digitalen Partizipation: Voraussetzungen, Formen und Folgen.
Alle drei sind miteinander verbunden, indem die richtigen Voraussetzungen konstruktive Formen der Partizipation ermöglichen – mit positiven Folgen für Individuum und Gesellschaft:
Voraussetzungen der digitalen Partizipation bestehen auf der individuellen, organisationalen, technischen und gesellschaftlichen Ebene.
Zu ihnen gehören etwa individuelle Kenntnisse, Kompetenzen und Einstellungen, organisationale Instrumente, Prozesse und Verantwortlichkeiten, technische Kapazitäten, Affordanzen und Routinen sowie gesellschaftliche Ressourcen, Regeln und Normen.
Von Interesse ist dabei vor allem die Frage: Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit eine konstruktive digitale Partizipation gelingt?
Digitale Partizipation erfolgt in allen Lebensbereichen und betrifft die unterschiedlichsten Lebenslagen, privat wie beruflich, mehr oder weniger freiwillig, intensiv oder erfolgreich.
Digitale Partizipation umfasst unter anderem Produktempfehlungen und politische Kritik, blended und mobile Learning, Kunstprojekte und Sharing, die Verknüpfung und Synchronisierung von Producer-Generated und User-Generated Content, Selfies und digitale Spiele, die Organisation von Selbsthilfegruppen und natürlich gesellschaftliches Engagement.
Von Interesse sind dabei vor allem die Fragen: Welche Formen digitaler Partizipation bestehen und entstehen? Wie beeinflussen sie einander? Welche Qualitäten der Partizipation lassen sich unterscheiden? Wer übt welche Form der Partizipation aus – und wer nicht? Sowie damit verbunden: Wer organisiert und kontrolliert welche Formen von digitaler Partizipation?
Digitale Partizipation kann positive wie auch negative Folgen für das Individuum, das soziale Miteinander und die Gesellschaft entfalten. Unterschiedliche Formen der Partizipation sind dabei mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen verbunden.
Voraussetzungen, Formen und Folgen der digitalen Partizipation müssen daher gemeinsam gedacht und analysiert werden. Denn von Interesse sind letztlich vor allem auch die Fragen: Welche Vorteile ziehen Nutzer, Gruppen, Organisationen und die Gesellschaft aus welchen Formen der digitalen Partizipation? Welche Gefahren können sich ergeben, welche Schäden können entstehen und wie können sie vermieden werden?